Freitag, 9. November 2007

Mein neues Leben: Konstanten I

Eine neue Stadt, neue Leute, eine neue Aufgabe. Man geht mit mehr oder minder großen Augen durch die Gegend und denkt sich: neu. Ist ja auch so, man sieht jeden Tag andere Menschen, einfach weil man mal die Position im Hörsaal gewechselt hat, man probiert mal eine neue Institution aus, man fügt sich einem anderen Stundenplan oder man stellt fest, dass man die ganze Zeit viel billiger einkaufen hätte einkaufen können.

Gut, jetzt nach 5 Wochen hat sich alles ein wenig eingepegelt, man hat irgendwie jeden schonmal gesehen, ist überall schonmal gewesen und hat vor lauter Langeweile schon einmal jedes erdenkliche schwarze Brett bis zu den untersten Schichten nach Innovation oder kostengünstigen Barhockern durchforstet. Und dennoch, wer seinen Platz noch nicht ganz gefunden hat, ist immer bereit für Improvisation und nimmt die Umwelt als etwas war, was sich verändert, wandelt, wie auch immer. Eine Gegenposition beziehen in diesem Punkt wohl diejenigen, die schon vor Beginn ihres Studiums ganz klare Absichten und Vorstellungen bezüglich der kommenden drei Jahre, so denken sie, verzeichnen konnten. Ist doch klar, dass im Studium viel gesoffen, auf Partys gegangen und gevögelt wird. Gut, genau genommen kam wohl jeder mit dieser Vorstellung hierher, aber wie gesagt, die einen finden früher andere Menschen mit gleichen Idealen, die andern später.

Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte ist folgendes: In diesem großen Labyrinth der Meister, in dem sich dann doch täglich mal die Gänge verschieben, und man, obwohl man sein vermeintliches Ziel erreicht, doch in einer Sackgasse sitzt, in dieser Zeit allgemeiner Akklimatisierung gab es für mich einfach auch Dinge, die sich nicht geändert haben, und die sich - das ist schon nichtmal mehr Intuition, die mir das verrät - wohl so schnell auch nicht ändern werden. Und davon singe ich ein Lied:



Konstanten meiner neuen Existenz Part I: Nachtwächter



1.: Die Katze I

Sie sitzt eigentlich so gut wie jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, an der gleichen Stelle und guckt. Das erste mal war's sehr überraschend, weil sie genau hinter einer Ecke sitzt, immer direkt bei dem Auto, was dort steht

3x mehr schlecht als recht...
(irgendeins steht einfach immer da). Auf irgendwas wartet sie doch... Inletzter Zeit musst ich immer an die Aristocats denken, die ham ja auch krumme Dinger gedreht, und als Katze kannste dir ja jeden noch so öffentlichen Platz als Treffpunkt erdenken, die Leute finden dich einfach nur süß und gehn weiter.
Nun ja, ich gebe zu, vorige Woche war sie etwas unzuverlässig, das ward richtig einsam mit der Zeit. Man gewöhnt sich eben an alles. Ob sie mich wohl mittlerweile wiedererkennt? Du weißt schon, der komische Typ der immer erst nach Einbruch der Dunkelheit um die Ecke biegt, der, der immer so penetrant versucht, dich zu fotografieren, und damit wohl auch nicht aufhörn wird, bis er ein scharfes Bild hat, also nie!? Naja, gestern war sie wieder da, da war ich selig...
Im übrigen hat sie ein langweilig braunes Fell und sitzt selbst auch nur nach Einbruch der Dunkelheit dort unter der Lampe an dem Auto an der Ecke neben dem Haus an der Straße auf meinem Heimweg.


2.: Die Katze II

Ähnliche Geschichte wie mit der Katze I, nur dass sie erst ein wenig später dazugekommen ist, und nicht wie die Katze I ein rein braunes Fell hat, sondern eine Weiße Schnauze und schätzungsweise auch einen weißen Bauch. Weitere Besonderheit: Während die Katze I neben dem Auto sitzt, und sich auch nicht großartig um Passanten schert, es sei denn sie wollen direkt an ihr vorbei, verkrümelt sich die Katze II meist sofort unter selbiges und ward fortan nicht mehr gesehn. Ob die beiden sich was zu erzählen haben? Aber was macht so ne Katze eigentlich dort außer blöd in der Gegend rumgucken? Ich bin sogar geneigt die Katzen in Verbindung mit diesem komischen Laden in der gleichen Straße zu bringen, der nichts anderes zu verkaufen scheint als selbstgemachtes Eis und frisches Popkorn (obwohl ich da neulich auch Bierkästen rumstehen gesehn hab), der dementsprechend auch nach nichts aussieht (innen kahl mit ner improvisierten Theke, außen kein Name), und in den folgerichtig auch nie irgendjemand reingeht, und welcher, so und nicht anders muss es sein, eine Zwischenstation für Waffenschmuggel, Drogenhandel oder gefälschte Weinsorten ist. Das sähe den Aristocats ähnlich... lassen wir das.


3.: Die Katze III

Irgendwie scheint sie mit der Katze I und der Katze II herzlich wenig zu tun zu haben, obwohl sie immer mit an der gleichen Ecke rumlungert. Sie ist Schwarz mit weißen Flecken (oder umgekehrt, wie man's nimmt), und fällt eigentlich nur dadurch wirklich auf, dass sie sich nachmittags im Rindenmulch, der sorgfältig um einen anbeistehenden Baum drapiert wurde, eine Kuhle gräbt, drin einrollt und schläft. Gut, gestern, als es wirklich kalt und nass war, schien sie einen angenehmeren Platz gefunden zu haben, aber eigentlich kann man sich schon darauf verlassen, dass unter dem Baum mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein schwarzes Bündel liegt und atmet. Wenn die Katzen I und II nicht da sind, kann ich wenigstens nachsehn, ob die Katze III nicht wenigstens unter ihrem Baum liegt. Wenn keine von den drein da ist, ist irgendwas im Busch...


Von der Straßenbahn nach Hause


(4.: Die Katze IV)

Heute hab ich sie zum ersten mal gesehn: klein und schwarz. Irgendwie gehörte sie zu den Katzen I und II, mal gucken wie sich das entwickelt. Der Clan wird immer größer...





Das war's vom ersten Teil. Ich denk der nächste wird sich um ein-zwei bestimmte Personen drehn, aber das geht erst, wenn ich wenigstens von einem im Geheimen ein brauchbares Foto schießen konnte^^. Bis dahin schreibe ich hier nur noch schnell die Gelegenheit aus, dass, wer Lust hat, den Katzen natürlich Namen geben kann. Ich bin da ja eher pragmatisch, aber wenn jemand Lust hat... vielleicht nur ein Name pro Person. Na gut, bei dem Andrang begrenzen wir das ganze mal auf... vier!

Keine Kommentare: