Der Soundtrack zum Text
I/IV: Stereophonics - Maybe Tomorrow
I/IV: Stereophonics - Maybe Tomorrow
Ich wohne nun seit gut 19 Jahren zu Hause, wenn ich micht nicht gerade dazu entschieden hatte, der Familie den Rücken zu kehren und mir in Afra ein nicht weniger behütetes, schönes Leben zu machen. Unter der Obhut (oder auch: zusammen mit) meines Vaters lebe ich jetzt seit gut 6 Jahren. Hier in dieser Wohnung seit zweien. Man glaubt nicht, wie gut es mir in der Zeit ging; rückblickend glaubt man das ja selbst erst auch nicht. Zu Hause hat man immer sein Zimmer vorgefunden, es war immer jemand da, der dir Essen gemacht hat, der für dich da war. Mein Vater hat eigentlich immer alles für mich gemacht. Wenn ich von Afra nach Hause kam, konnte ich mich einfach fallen lassen, ich musste mich um nichts kümmern, hatte mein superweiches Bett (ich liebe diese Matratze^^), in letzter Zeit stand sogar regelmäßig ein Fernsehr davor. Einfach urgemütlich hier. Zu Hause eben.
Heute stand ich so da, und packte. Und auch wenn es in den letzten Jahren immer eine absolute Selbstverständlichkeit war, hier zu wohnen, die Dinge so zu machen, wie man sie macht, diese eine Straße vor der Haustür zu haben, zu wissen, wo alles ist, ausgehend von dieser Wohnung, von diesem Zimmer; auch wenn das immer so war, ist mir heute das erste Mal aufgegangen - ich stand im Raum und dachte darüber nach, was ich hier tat und zu welchem Zweck - dass ich das ganze einfach übermorgen hinter mir lasse. Ich kann mich nur noch heute und morgen Abend darauf verlassen,
Als Afra vorbei war, war das in mehrerlei Hinsicht ein Verlust: Die Schule war vorbei. Aber irgendwie ja doch nicht, ich meine, ich werde jetzt studieren, wo ist da schon der Unterschied? Klar wird es nicht mehr so locker und herzlich sein, der Unterricht - die Vorlesungen - , aber im großen und ganzen ist der Verlust zu verkraften. Dann sind da meine Freunde, die ich nicht mehr sehen kann, wann es mir passt, mit denen ich nicht mehr zusammen jede Malzeit einnehme, jeden Abend verbringe, jedes Projekt stemme, jeden möglichen Sinn und Unsinn fabriziere. Aber auch das war zu verschmerzen, noch am allerehesten, weil wir uns ja nicht aus den Augen verlieren würden. Ich mein, es überrascht mich einfach, wie gut wir immernoch alle, oder sagen wir, alle, die mir wichtig sind - wie gut wir noch in Kontakt stehn. Klar ist Telefonieren und Chatten nicht so schön wie live, aber es hat sich ja gezeigt, dass man sich doch sehr häufig über den Weg läuft.
Zu Hause? Kann man einfach woanders 'zu Hause' sein? Ich stand also da und überlegte mir das alles. Und ich war einfach traurig. Wieder eine sehr alte Moral zu einer noch älteren Geschichte: man weiß etwas erst wirklich zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat. Es bewahrheitet sich eben immer wieder. Klar will ich unabhängig sein, will meine Füße unter meinen eigenen Tisch stellen, will raus in die Welt. All das sagt sich mittendrin so einfach. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich das immernoch will, aber wenn ich gerade hier sitze und darüber nachdenke, werde ich das alles hier einfach unglaublich vermissen, egal wie klein diese Wohnung, wie klein mein Zimmer ist, egal, was mir bis vor heute und morgen an der ganzen Sache nicht gepasst hat. Und auch mein Vater wird mir irre fehlen, nicht nur wegen des Essens, sondern auch wegen allem, was wir zusammen durchgestanden haben. Wir waren sogar neulich das erste mal seit langem wieder zusammen Fußball spielen :) ... :| ... :(
Eine sehr lange, sehr schöne Zeit geht nach heute und morgen zu Ende, und diesem Umstand soll ich jetzt entgegen arbeiten? Ich will diesen Schrank jetzt nicht auseinander schrauben, meine Klamotten nicht in die Tasche packen, ich will nicht zusehen, nichts in dieser Wohnung zu vergessen.
Naja, morgen, an dem Tag nach morgen, in einer weniger sentimentalen Stimmung, sehe ich das vielleicht ein wenig gelassener. Bis dahin wünsche ich mir und euch eine gute Nacht. Ich werd einfach ein vorletztes Mal drüber schlafen.
Heute stand ich so da, und packte. Und auch wenn es in den letzten Jahren immer eine absolute Selbstverständlichkeit war, hier zu wohnen, die Dinge so zu machen, wie man sie macht, diese eine Straße vor der Haustür zu haben, zu wissen, wo alles ist, ausgehend von dieser Wohnung, von diesem Zimmer; auch wenn das immer so war, ist mir heute das erste Mal aufgegangen - ich stand im Raum und dachte darüber nach, was ich hier tat und zu welchem Zweck - dass ich das ganze einfach übermorgen hinter mir lasse. Ich kann mich nur noch heute und morgen Abend darauf verlassen,
Der Soundtrack zum Text
II/IV: Nada Surf - Inside Of Love
dass mein Vater abends mit zwei Tellern warmer Mahlzeit, zwei Tellern voller Obst und zwei Schüsseln Salat ins Zimmer kommen würde, dass wir uns zusammen vor den Fernsehr setzen würden, um uns "Hör mal wer da hämmert" anzugucken. Nur noch heute Abend kann ich mich einfach so ins Bett legen, mit dem Gefühl, für nichts anderes als für mich selbst in diesem Bett verantwortlich zu sein. Nur noch heute gibts ein Morgen mit diesem gleichen, unglaublich freien Gefühl widerstandsloser Existenz. Es ist so, als ob sehr, sehr lange Ferien nun zu Ende gingen. Noch nichtmal mein 18. Geburtstag war derart einschneidend, den Papierkram hab ich mir nur zu einem kleinen Teil angeeignet. Die Tatsache der Volljährigkeit und Mündigkeit habe noch nicht ich verwaltet, ich verwalte sie nicht. Heute noch nicht, und auch nicht morgen.II/IV: Nada Surf - Inside Of Love
Als Afra vorbei war, war das in mehrerlei Hinsicht ein Verlust: Die Schule war vorbei. Aber irgendwie ja doch nicht, ich meine, ich werde jetzt studieren, wo ist da schon der Unterschied? Klar wird es nicht mehr so locker und herzlich sein, der Unterricht - die Vorlesungen - , aber im großen und ganzen ist der Verlust zu verkraften. Dann sind da meine Freunde, die ich nicht mehr sehen kann, wann es mir passt, mit denen ich nicht mehr zusammen jede Malzeit einnehme, jeden Abend verbringe, jedes Projekt stemme, jeden möglichen Sinn und Unsinn fabriziere. Aber auch das war zu verschmerzen, noch am allerehesten, weil wir uns ja nicht aus den Augen verlieren würden. Ich mein, es überrascht mich einfach, wie gut wir immernoch alle, oder sagen wir, alle, die mir wichtig sind - wie gut wir noch in Kontakt stehn. Klar ist Telefonieren und Chatten nicht so schön wie live, aber es hat sich ja gezeigt, dass man sich doch sehr häufig über den Weg läuft.
Der Soundtrack zum Text
III/IV: Astra Kid - Ich Fühl Mich Trotzdem Gut
Man muss sich nur drum kümmern. Dies, im Übrigen, halte ich für eines der markantesten Anzeichen dafür, dass man erwachsen wird: Man hält Kontakt, fährt sich besuchen, schenkt sich Schokolade und Melonen, solche Dinge eben. Gut, ich hatte in diesen "Ferien" auch mehr als genug Zeit, Melonen zu verschenken, vielleicht wird das nach Heute und Morgen nicht mehr so einfach, aber trotzdem kostete der Schritt vom Internat zur Freiheit keine große Überwindung. Letzter wichtiger Verlust neben den Afranern, die man zurücklassen musste, ist das Gefühl der Sorglosigkeit und Versorgtheit. Es stand immer Essen da, ein Zimmer, ihr wisst das ja. Aber dafür hatte man ja immer noch zu Hause...III/IV: Astra Kid - Ich Fühl Mich Trotzdem Gut
Zu Hause? Kann man einfach woanders 'zu Hause' sein? Ich stand also da und überlegte mir das alles. Und ich war einfach traurig. Wieder eine sehr alte Moral zu einer noch älteren Geschichte: man weiß etwas erst wirklich zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat. Es bewahrheitet sich eben immer wieder. Klar will ich unabhängig sein, will meine Füße unter meinen eigenen Tisch stellen, will raus in die Welt. All das sagt sich mittendrin so einfach. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich das immernoch will, aber wenn ich gerade hier sitze und darüber nachdenke, werde ich das alles hier einfach unglaublich vermissen, egal wie klein diese Wohnung, wie klein mein Zimmer ist, egal, was mir bis vor heute und morgen an der ganzen Sache nicht gepasst hat. Und auch mein Vater wird mir irre fehlen, nicht nur wegen des Essens, sondern auch wegen allem, was wir zusammen durchgestanden haben. Wir waren sogar neulich das erste mal seit langem wieder zusammen Fußball spielen :) ... :| ... :(
Eine sehr lange, sehr schöne Zeit geht nach heute und morgen zu Ende, und diesem Umstand soll ich jetzt entgegen arbeiten? Ich will diesen Schrank jetzt nicht auseinander schrauben, meine Klamotten nicht in die Tasche packen, ich will nicht zusehen, nichts in dieser Wohnung zu vergessen.
Der Soundtrack zum Text
IV/IV: Coldplay - The Scientist
IV/IV: Coldplay - The Scientist
Naja, morgen, an dem Tag nach morgen, in einer weniger sentimentalen Stimmung, sehe ich das vielleicht ein wenig gelassener. Bis dahin wünsche ich mir und euch eine gute Nacht. Ich werd einfach ein vorletztes Mal drüber schlafen.
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